Am 31. Mai 2024 hatte der TTC Young Stars Zürich an seiner 74. Generalversammlung in der Freizeitanlage Riesbach die Verpflichtungen von Lars Posch und Schweizermeister Barish Moullet angekündigt. Nach vier langen Monaten war es am selben Ort dann soweit: die neue STTL Men-Saison begann für den Zürcher Traditionsverein mit einem Heimspiel gegen Aufsteiger CTT Meyrin, bevor es am Sonntag zum Schweizermeister Lugano ging.
In seinem allerersten Match im YSZ-Dress traf Moullet auf Théophile Drault. Trotz gutem Beginn musste er den Startsatz abgeben und sah sich im Zweiten mit einer 7:10-Hypothek konfrontiert. Dank seiner ganzen Klasse befreite sich der Schweizermeister aber aus dieser brenzligen Situation und brachte zusammen mit den 61 Zuschauern das Riesbach zum Explodieren. Danach war ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen. “Der pure Wahnsinn, ich glaube diesen Moment werden wir nicht so schnell vergessen”, äusserte sich neo-Präsident Emre Imamoglu über den Punkt zum 12-10. Leider war die Führung des Heimteams vorerst nur von kurzer Dauer. Denn Keusch, der das ganze Wochenende nicht in 100%-Verfassung war, liess nicht zum ersten Mal gegen Sam Boccard sehr gute Ausgangslagen ungenutzt und verlor in fünf Sätzen.


Nun stieg Posch gegen Idir Khourta in die Box. Für den ehemaligen Nationalspieler war dies aufgrund der Langzeitfolgen vom Coronavirus der erste Einsatz in der höchsten Spielklasse seit drei Jahren. Sichtlich entschlossen das Verpasste nachzuholen gab der Zürcher von Beginn weg Vollgas und – angetrieben vom Publikum – feierte einen schönen Erfolg in vier Sätzen. Auf dem Nebentisch lieferten sich Moullet und Boccard das von den Ballwechseln her spektakulärste Duell, das die Turnhalle Riesbach im 21. Jahrhundert gesehen hat. Doch der Spielverlauf war ebenfalls kaum an Spannung zu überbieten, schwankte das Momentum doch mehrfach von der einen Seite zum anderen. Im Entscheidungssatz war Moullet aber dann stärker und rang seinen Kameraden doch noch nieder. Und nachdem Keusch gegen Khourta trotz 0:2 und 6-9 Hypothek eine nicht mehr für möglich gehaltene Wende glückte, waren die Young Stars nun förmlich auf Kurs. An dieser Gefühlslage konnte auch Posch’s Niederlage gegen Drault, wo der neo-YSZ’ler eine 2:1-Satzführung preisgab, nichts ändern. Zweieinhalb Stunden nach Spielbeginn stand es also 4-2 für YSZ!



Nach einer längeren Pause traten Moullet und Posch nun gegen Boccard und Drault an. Das Match hätte aber nicht unterschiedlicher zu den sechs bisherigen Thrillers laufen können. Unsere beiden Neuzugänge harmonierten absolut fantastisch und Moullet zeigte genau wieso er im März auch Doppelschweizermeister wurde, erzielte er doch mit sagenhaften 70% seiner Rückschläge direkt den Punkt!! Mit 11-6, 11-4 und 11-4 dominierten die YSZ’ler das Doppel von A bis Z und erhöhten den Vorsprung ihres Teams auf 5:2. Der Sieg war jetzt nur noch Formsache.
Das dachten zumindest alle. Denn nun wendete sich das Blatt sofort und sehr dramatisch um 180 Grad. Moullet ging gegen Khourta schockierend chancenlos unter und Posch sah gegen Boccard ebenfalls kein Land. Keusch musste also nochmal an die Platte. Leider war die Baisse auch beim 17-jährigen Ausnahmekönner angekommen. Das YSZ-Eigengewächs wehrte sich zwar mit allen Mitteln, unterlag nach drei mit Minimalvorsprung abgegebenen Sätzen aber ebenfalls mit 0-3! Und damit hatte Meyrin nach vier Stunden das nicht mehr für möglich gehaltene Unentschieden doch noch erreicht!
Young Stars ZH 5-5 Meyrin
Noe Keusch (A20) 2-3 Sam Boccard (A20): 11-6, 8-11, 11-8, 9-11, 7-11
Barish Moullet (A20) 3-1 Théophile Drault (A20): 9-11, 12-10, 11-9, 11-2
Lars Posch (A20) 3-1 Idir Khourta (A20): 11-7, 11-8, 7-11, 11-7
Moullet 3-2 Boccard: 5-11, 12-10, 13-11, 13-15, 11-6
Keusch 3-2 Khourta: 6-11, 4-11, 13-11, 11-9, 11-4
Posch 2-3 Drault: 8-11, 11-9, 11-6, 7-11, 8-11
Moullet/Posch 3-0 Boccard/Drault: 11-6, 11-4, 11-4
Moullet 0-3 Khourta: 9-11, 8-11, 5-11
Posch 0-3 Boccard: 8-11, 3-11, 7-11
Keusch 0-3 Drault: 9-11, 9-11, 12-14
Am nächsten Nachmittag hiess die Destination dann Lugano. Die Angelegenheit versprach sehr schwierig zu werden, da die Tessiner, welche bereits in den letzten zwei Saisons den Schweizermeistertitel gewonnen haben, sich dieses Jahr mit Daniel Kosiba nochmals massiv verstärkt haben. Zusammen mit den bisherigen Leistungsträgern Tommaso Giovannetti und Paolo Bisi wartete also die beste Aufstellung in Lugano’s Vereinsgeschichte auf unser Schweizer Trio. Doch der Auftakt in die Partie überraschte. Zwar hatte Moullet gegen Kosiba keine Chance, doch Posch gelang gegen Giovannetti mit 12-10 im Entscheidungssatz ein Riesen-Coup, angesichts der Tatsache, dass Giovannetti letzten Frühling in den Playoffs sechs von sechs Einzeln gewann (vier davon mit 3-2)! Und da Keusch gegen Bisi ebenfalls knapp Oberwasser behielt, wagte man kurz von einer Sensation zu träumen.
Leider sollte sich aber auch hier das Spielgeschehen schlagartig wenden. Denn in den nächsten drei Einzeln erwiesen sich die Luganesi als extrem nervenstark und setzten sich dreimal in drei Sätzen durch. Danach war ihnen der Sieg nicht mehr zu nehmen.

Lugano 6-2 YSZ
Daniel Kosiba (A20) 3-0 Barish Moullet (A20): 13-11, 11-2, 11-3
Tommaso Maria Giovannetti (A20) 2-3 Lars Posch (A20): 8-11, 11-8, 11-13, 11-6, 10-12
Paolo Bisi (A20) 2-3 Noe Keusch (A20): 9-11, 6-11, 11-4, 11-7, 8-11
Giovannetti 3-0 Moullet: 11-8, 11-6, 11-8
Kosiba 3-0 Keusch: 11-9, 11-4, 11-9
Bisi 3-0 Posch: 11-7, 13-11, 11-8
Kosiba/Bisi 3-1 Moullet/Posch: 11-7, 7-11, 11-3, 11-4
Giovannetti 3-0 Keusch: 11-9, 12-10, 11-8
Bisi 3-1 Moullet: 11-8, 12-10, 5-11, 11-8
Somit ist dem TTC YSZ der Start in die STTL Men nur partiell geglückt. “Gegen Lugano zu verlieren ist natürlich keine Schande”, äusserte sich Posch zum Wochenende. “Am Samstag nach einer 5:2-Führung nicht gewonnen zu haben, ist dagegen natürlich enttäuschend. Aber es gibt sicher auch positive Punkte, die wir mitnehmen können, besonders wenn man die Umstände bedenkt.” Lange werden die “Funtastic Four” (Captain Filip Karin befindet sich noch in Südamerika) auch nicht auf die Chance zur Wiedergutmachung warten. Am 26. und 27. Oktober empfängt man im Riesbach Rapperswil-Jona und Neuhausen.